Projektwoche und Einführungstage 2012

Bevor der Schulalltag mit Beginn der zweiten Schulwoche des neuen Schuljahrs an der Vogelsbergschule Lauterbach Einzug hielt, stand in der ersten Woche eine ganz andere Art des Miteinanders im Vordergrund...

Die Pizzabäcker bei der Arbeit

Für die älteren Jahrgänge der Vollzeitklassen fand erneut die jährliche Projektwoche statt, während die neu aufgenommenen Schülerinnen und Schüler in ihren neuen Klassenverbänden einander und ihre Schule kennenlernten. So fuhren einige Klassen mitsamt ihren Klassenlehrern zum Kennenlernen im Rahmen der Einführungswoche für mehrere Tage in die Rhön, wo sie wanderten und viel Zeit miteinander verbrachten. Die Klassen, die in Lauterbach geblieben waren, verbrachten ihre Zeit neben der Klärung von organisatorischen Fragen und grundlegenden Erfolgsstrategien mit Kennenlern- und Vertrauensspielen, die den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe aufbauen und stärken sollten.

So konnten die nichtsahnenden Besucher und Mitglieder der Schulgemeinschaft unter anderem erleben, wie ein 18-köpfiger 36-Füßler durch die Pausenhalle zog; die an den Handgelenken durch eine Schnur miteinander verbundenen Schülerinnen und Schüler hatten sich die anspruchsvolle Aufgabe gesetzt, derart gefesselt ihr Mittagessen im Schulbistro mit seinem abwechslungsreichen Angebot an warmen und kalten Speisen zu sich nehmenRücksichtnahme und Absprachen waren hierbei der Schlüssel zum Erfolg. Höhepunkt der Woche für die Jahrgangsstufe 11 des beruflichen Gymnasiums war nach Aussage einiger Beteiligter das Konzipieren und Basteln einer EierwurfmaschineZiel war allerdings nicht, wie der Name zunächst vermuten lässt, das Zerstören von rohen Eiern, vielmehr bestand die Aufgabe der einzelnen Gruppen mit so passenden, selbstgewählten Namen wieRührei,Eiersalatoder auchEisprungdarin, mithilfe ihrer Konstruktion ein rohes Ei aus dem 2. Stockwerk des Schulgebäudes so zu werfen, dass dieses unbeschädigt auf dem Erdboden ankommen sollte. Bis auf 2 Eier, die diesen Steilflug nicht überlebten, kamen auch alle wohlbehütet auf dem Erdboden des Lehrerparkplatzes an, was den innovativen Flugkonstruktionen der beteiligten Schüler/-innen aus Schuhkartons, Luftballons, Zeitungssegeln und Verpackungsmaterialen zu verdanken war. Ob die überlebenden Eier im Anschluss kurzerhand in der Schulküche ein jähes Ende fanden, ließ sich leider nicht abschließend in Erfahrung bringen. Nach dieser intensiven ersten Woche können auch die neuen Jahrgänge nun bereits gut informiert ihren Weg durch die einzelnen Teilgebäude, weiten Gänge und vielen Räume der Vogelsbergschule finden.

 

Während dieser Kennenlerntage verbrachten die anderen Vollzeitschüler ihre Woche in 18 Projekten, in welche sie sich bereits am Ende des letzten Schuljahrs einwählen konnten. So standen auch in diesem Jahr wie bereits in den letzten Jahren viele sehr unterschiedliche und interessante Projekte zur Auswahl: rund 60 Schüler nutzten das AngebotMeet the Britishund fuhren für eine Woche nach London, wo sie in Gastfamilien untergebracht waren und sowohl das Leben vor Ort als auch die Sehenswürdigkeiten von London aus nächster Nähe erkunden konnten.Anstrengend war´s, aber schön“ – so Mohammed, einer der Projektteilnehmer.

 

Um spannende Sachen zu erleben, musste man aber nicht zwingend den Vogelsberg verlassen. So gab es zum Beispiel einen Tauchkurs vor Ort im städtischen Freibad, in welchem die Schüler eine Einführung in das Gerätetauchen und Schnorcheln erhielten und dies natürlich auch selbst ausprobierten. Auf dem Golfplatz in Sickendorf lernte eine andere Gruppe im Rahmen eines Schnupperkurses die Grundlagen des Golfsports und wagte erste Abschläge. Die Schüler ließen dabei bei ihrem Abschied keine zu großen Krater im Grün zurück. Das ProjektNatur erlebenverbrachte viel Zeit in der Umgebung Lauterbachs, und der eine oder andere Teilnehmer kam durch die vielen ungewohnten Aktivitäten mit einer Blase an den Füßen zurück in die Schule.So viel Laufen bin ich gar nicht mehr gewohnt, war der erschöpfte Kommentar einer Teilnehmerin.

 

Unter dem TitelLauterbacha guided toursetzte sich eine andere Gruppe das Ziel, einen kurzweiligen Video-Stadtrundgang durch Lauterbach zu erstellen, der auf Englisch und sehr lebensecht die wichtigsten Informationen zur Stadtgeschichte lieferte und wichtige Sehenswürdigkeiten erklärte. Da dies bisher noch eine echte Lücke im touristischen Programm der Stadt Lauterbach darstellt, ist der Film womöglich bald auch im Internet auf mehreren Videoportalen abrufbarnicht jeder, der sich für Lauterbach interessiert, ist nämlich auch immer des Deutschen hinreichend mächtig. Die Testvorführungen innerhalb der Schule stießen jedenfalls bereits auf ein sehr positives Echo.

 

Es gab auch recht wissbegierige Schüler, die die erste Schulwoche nutzten, um ihre Kenntnisse in Englisch und Mathematik aufzufrischen. So wurden in drei Projekten innovative und entspannte Methoden versucht, mit deren Hilfe ohne den Druck einer typischen Klassenraumsituation wichtiges Wissen erarbeitet und gefestigt werden konnte.

In einem weiteren Projekt namensAutoCADlernten mehrere SchülerInnen das vektororientierte Zeichenprogramm für Computer näher kennen und es sinnvoll anwenden.

Nach einer ersten Einführung in das Programm AutoCAD gestalteten die SchülerInnen selbständig eine professionell anmutende Inneneinrichtung von Räumen, erstellten Bau- und Fräspläne für Werkstücke und erwarben somit Kenntnisse, die neben dem reinen Spaß am  Experimentieren auch einige gut für ihre zukünftige Berufstätigkeit gebrauchen und ausbauen werden können.

 

Dass auch an einer Schule mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt die schönen Künste nicht zu kurz kommen, belegten eindrucksvoll die drei ProjekteTheater, Theater,Jeder ist ein Künstlerund der Fotografiekurs unter erneuter Leitung von Mitgliedern des Lauterbacher Fotoclubs. Im ersten Projekt erarbeiten und gestalteten die Teilnehmer kurze Spielszenen zu verschiedenen Themen des menschlichen Lebens, am Ende der Woche wurde ein selbst geschriebenes Theaterstück vor viel Publikum und mit großem künstlerischem Darstellungsvermögen vorgeführt. Insbesondere die an den Tag gelegte Professionalität beeindruckte, die Nachwuchsschauspieler wirkten wiealte Hasenauf der Bühne und blieben ihren Rollen mehr als treu. Im zweiten Projekt stand zur Einstimmung eine Fahrt zur dOCUMENTA (13) in Kassel auf dem Programm, zurück in Lauterbach wurden Bilder gesprayt und eine Musikperformance vor selbst erstellter Kulisse erschaffen, bei der nahezu alle Sinne sowohl der Mitwirkenden als auch des Publikums geforderte wurdenTastenHörenSehen.

Die Schüler/-innen des Fotografieprojekts zogen mit Digitalkameras bewaffnet durch Lauterbach und entdeckten Fotomotive, die bei einem normalen Stadtbesuch nahezu unbemerkt übersehen werden. Unter engagierter und fachkundiger Anleitung der Mitglieder des Fotoclubs, deren Einsatz durch den Förderverein der Vogelsbergschule erst mit ermöglicht wurde, wurde so mit Licht und Schatten, Effekten und der modernen Technik experimentiert. Die Ergebnisse wurden ebenfalls der Schulgemeinde vorgestellt und es entstanden ergreifend schöne Fotos, die die ganz stillen Seiten Lauterbachs und der Natur toll in Szene setzten. Die Werke sind eine eigene Ausstellung wert.

 

Konsumbewusst und auch durchaus konsumkritisch engagierten sich SchülerInnen in vier weiteren Projekten, die ihre Relevanz und ihren Anreiz sich nicht jedem auf den ersten, sondern manchem erst auf den zweiten Blick eröffneten. So wurde unter den ThemenstellungenFairer Preis statt Geiz ist geil,Globale Nachhaltigkeit,Money Money Money -  Geld regiert die WeltundWas uns morgen bewegt – Elektromobilität“ auf die Zusammenhänge unseres globalen Wirtschaftslebens hingewiesen, das Konzept des fairen Handels beleuchtet und am Beispiel einer Jeanshose der Werdegang vom Entstehen im fernen Osten bis zum Verkauf im heimischen Kleidungsgeschäft nachgezeichnet. Der Finanzplatz Frankfurt wurde beleuchtet, und die Zukunft des Autos und unserer mobilen Gesellschaft unter die Lupe genommen. Vor Ort konnte ein Elektroauto der neuen Generation getestet werden – „Ganz schön eng ist es hier drin, wirklich sicher fühle ich mich nicht unbedingt, war unter anderem zu hören.

 

Dass es an der Vogelsbergschule keine traditionelle Trennung der Geschlechterrollen gibt, sondern sich jeder nach seiner Neigung ausprobieren kann, wurde auch ganz besonders in vier handwerklichen Projekten deutlich: Hier schweißten, zerspanten, feilten, hämmerten und löteten auch Mädchen in der Metallwerkstatt verschiedene Werkstücke aus den unterschiedlichsten Metallarten, um eine wunderschöne Rose herzustellen (alle Rosen waren so individuell wie die jeweiligen Metallkünstler), während im ProjektStricken lernenüberwiegend junge Männer erste Geh- bzw. Strickversuche mit Nadel und Wolle unternahmen. Die Endprodukte, darunter die gerade sehr beliebten Handysocken, wurden am Freitag ebenso wie die Metallrosen in der Pausenhalle der Schulgemeinde vorgestellt. Daneben wurde in zwei Gruppen für den kleinen Geldbeutel hochwertig gekocht, von der schnellen, aber leckeren Pizza bis zum ausgeklügelten, mehrgängigen Menü war ebenfalls alles vertreten. Auch hier waren sowohl Jungen als auch Mädchen daran interessiert, eigenständig kochen zu lernen und Rezeptideen auszuprobieren.

 

Mit der Präsentation der Projektergebnisse am Freitagmittag fand die Projektwoche der Vogelsbergschule ihren erfolgreichen Abschluss, und nach dem Aufräumen und Abbau der Projekte verabschiedeten sich die Schüler/-innen und Projektleiter/-innen in ihr wohlverdientes Wochenendedas letzte vor demeigentlichenSchulbeginn.

 

Weitere Bilder gibt`s in der Bildergalerie...